Die Norm EN10219, als Kernnorm für kaltgeformte, geschweißte Hohlprofile für den konstruktiven Einsatz in Europa, legt strenge Anforderungen an die Prozessleistungsprüfung fest.S235 geradnahtgeschweißte StahlrohreVon Abflachungs- bis Biegeversuchen, von Aufweitungs- bis Hydrauliktests – jeder Prüfschritt dreht sich um „sichere Tragfähigkeit“ und „stabilen Betrieb“ und gewährleistet so die zuverlässige Leistung von geschweißten Stahlrohren im Bauwesen, Brückenbau und Maschinenbau.
Gemäß EN 10219 ist für geradnahtgeschweißte Stahlrohre der Güte S235 mit einem Außendurchmesser von mehr als 60,3 mm ein Abflachungsversuch erforderlich. Dabei wird die Probe zwischen zwei parallele Druckplatten gelegt und schrittweise bis zu einer bestimmten Distanz zusammengedrückt (z. B. müssen geschweißte Stahlrohre mit einer Streckgrenze ≥ 345 MPa auf 3/4 ihres Außendurchmessers komprimiert werden). Während dieses Vorgangs muss die Schweißnaht in einem Winkel von 90° und 0° zur Krafteinwirkungsrichtung positioniert werden, um die Rissbeständigkeit der Schweißnaht und des Grundwerkstoffs umfassend zu prüfen.
In einem konkreten Anwendungsfall zeigte eine Charge von S235-Stahlrohren mit gerader Naht im Abflachungstest hervorragende Ergebnisse: Bei einer Kompression der Druckplatte auf 2/3 des Außendurchmessers traten keine Risse oder Delaminationen im Prüfkörper auf. Bei weiterer Kompression auf 1/3 des Außendurchmessers kam es lediglich zu geringfügigen Verformungen des Grundmaterials beidseits der Schweißnaht, die jedoch die Gesamtstabilität nicht beeinträchtigten. Dieses Ergebnis belegt, dass diese Charge geschweißter Stahlrohre die Anforderungen der Duktilitätsprüfung nach EN 10219 erfüllt und auch unter extremen Betriebsbedingungen formstabil bleibt.
Für geradnahtgeschweißte Stahlrohre der Legierung S235 mit einem Außendurchmesser ≤ 60,3 mm stellt der Biegeversuch eine effektive Alternative zum Flachbiegeversuch dar. Dabei wird das geschweißte Stahlrohr mit einem Radius von 6-fachem Außendurchmesser um 90° kalt gebogen, wobei die Schweißnaht in Biegerichtung außen liegt. Dieses Verfahren simuliert reale Biegeszenarien bei der Stahlrohrverlegung, wie z. B. lokale Verformungen beim Durchführen durch Wände oder Anlagen.
Bei einem Brückenbauprojekt wurden geradnahtgeschweißte Stahlrohre der Güte S235 als Tragkonstruktion eingesetzt. Im Biegeversuch zeigte ein geschweißtes Stahlrohr mit 50 mm Durchmesser nach einer Biegung mit einem Radius von 300 mm eine durchgehende Schweißnaht ohne Bruch. Lediglich leichte Faltenbildung an der Oberfläche des Grundmaterials beeinträchtigte die Dichtigkeit des Rohrleitungsinhalts nicht. Dieses Ergebnis belegt die Eignung des geschweißten Stahlrohrs für komplexe Installationsumgebungen und bietet somit doppelten Schutz für die Anlagensicherheit.
Gemäß Kundenwunsch können S235-Stahlrohre mit gerader Naht auch Bördelprüfungen unterzogen werden. Bei dieser Prüfung wird der Außendurchmesser des geschweißten Rohrendes mit einem Bördelwerkzeug mit einem Dornwinkel von 30°, 45° oder 60° um 6 % erweitert, um die Duktilität des Endmaterials und die Rissbeständigkeit der Schweißnaht zu prüfen.
Die Prozessleistungsprüfung von geradnahtgeschweißten Stahlrohren nach EN 10219 S235 ist ein umfassendes Qualitätskontrollverfahren, das Material, Struktur sowie lokale und Gesamtaspekte berücksichtigt. Jedes geschweißte Stahlrohr durchläuft fünf strenge Prüfungen, bevor es in den Handel gelangt. Dazu gehören die Duktilitätsprüfung mittels Abflachungsversuchen, die Flexibilitätsprüfung mittels Biegeversuchen, die Prüfung der Endfestigkeit mittels Aufweitversuchen, die Dichtheitsprüfung mittels hydraulischer Prüfungen und die Prüfung auf innere Fehler mittels zerstörungsfreier Prüfverfahren. Dieses strenge Prüfsystem ist nicht nur eine strikte Einhaltung europäischer Normen, sondern auch ein klares Bekenntnis zur Anlagensicherheit und zum Schutz von Leben und Eigentum.
Veröffentlichungsdatum: 05.11.2025