Warum muss gehärteter Stahl angelassen werden?

Die Hauptgründe für das Anlassen von abgeschrecktem Stahl sind folgende:

1. Abbau von Eigenspannungen: Beim Abschrecken entstehen in den Stahlteilen hohe Eigenspannungen. Werden diese nicht rechtzeitig abgebaut, können sie zu weiterer Verformung oder sogar Rissbildung des Werkstücks führen. Durch Anlassen lassen sich diese Eigenspannungen wirksam abbauen und die Lebensdauer und Stabilität des Werkstücks verbessern.
2. Verbesserung der Gefügestruktur: Das Gefüge abgeschreckter Stahlteile befindet sich in einem metastabilen Zustand und ist anfällig für Struktur- und Dimensionsänderungen. Durch Anlassen wird das Lamellenmartensit im abgeschreckten Gefüge stabilisiert, wodurch die Lebensdauer und die Leistungsfähigkeit des Werkstücks verbessert werden.
3. Anpassung der mechanischen Eigenschaften: Obwohl Härte und Verschleißfestigkeit der abgeschreckten Stahlteile verbessert werden, nehmen Plastizität und Zähigkeit deutlich ab. Durch Anlassen lassen sich die mechanischen Eigenschaften der Stahlteile verbessern. Das heißt, bei gleichbleibender Festigkeit und Härte werden Zähigkeit und Plastizität erhöht, wodurch die Bauteile den Anforderungen im praktischen Einsatz besser gerecht werden.
4. Verringerung der Sprödigkeit: Der Lamellenmartensit im abgeschreckten Gefüge ist hart und spröde, was im Gebrauch leicht zu Sprödbrüchen des Werkstücks führen kann. Durch Anlassen werden die Martensitkörner verfeinert und ihre Sprödigkeit reduziert, wodurch die Lebensdauer und die Leistungsfähigkeit des Werkstücks verbessert werden.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Anlassen von abgeschrecktem Stahl dazu dient, innere Spannungen abzubauen, die Gefügestruktur zu verbessern, die mechanischen Eigenschaften anzupassen und die Sprödigkeit zu verringern, wodurch die Lebensdauer und die Leistungsfähigkeit des Werkstücks verbessert werden.


Veröffentlichungsdatum: 26. März 2024