Unterschied zwischen nahtlosen Rohren und ERW-Rohren

Die Frage „Soll ich für mein Projekt ERW- oder nahtlose Rohre verwenden?“ taucht immer wieder auf. Beide Varianten haben unterschiedliche Vor- und Nachteile, die sorgfältig abgewogen werden sollten, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Nahtlose Rohre: Vor- und Nachteile
Nahtlose RohreSie werden aus einem massiven Stahlblock gefertigt und weisen keine Schweißnaht auf, die eine Schwachstelle darstellen könnte (anfällig für Korrosion, Erosion und allgemeines Versagen).
Nahtlose Rohre weisen im Vergleich zu geschweißten Rohren eine besser vorhersagbare und präzisere Form in Bezug auf Rundheit und Ovalität auf.
Der Hauptnachteil nahtloser Rohre besteht darin, dass ihre Kosten pro Tonne höher sind als die Kosten von ERW-Rohren gleicher Größe und Güte.
Die Lieferzeiten können länger sein, da es weniger Hersteller von nahtlosen Rohren als von geschweißten Rohren gibt (die Markteintrittsbarrieren sind bei geschweißten Rohren niedriger als bei nahtlosen Rohren).
Nahtlose Rohre können über ihre Länge eine ungleichmäßige Wandstärke aufweisen; die allgemeine Toleranz beträgt +/- 12,5 %.

ERW-Rohre: Vor- und Nachteile
Geschweißte Rohresind günstiger als nahtlose Stahlrohre (ERW HFI-Typ), da sie aus Stahlcoils als Rohmaterial in weniger komplexen Fertigungsanlagen hergestellt werden.
Geschweißte Rohre haben kürzere Lieferzeiten als nahtlose Rohre, da die Produktionsbasis größer ist.
Geschweißte Rohre weisen eine gleichmäßige Wandstärke auf, da sie aus Spulen (ERW) oder Blechen (LSAW) hergestellt werden, wobei beide Verfahren einer engen Toleranzkontrolle unterliegen.
Der größte vermeintliche „Mangel“ geschweißter Rohre besteht darin, dass die Schweißnaht eine Schwachstelle darstellt. Während dies früher vielleicht zutraf, trifft es aufgrund der Fortschritte in der Schweißtechnik der letzten zehn Jahre immer weniger zu.
Fazit: Moderne ERW-HFI-geschweißte Rohre sind eine durchaus sinnvolle Alternative zu nahtlosen Rohren und helfen Endanwendern, Preise und Lieferzeiten um 20 bis 25 % zu reduzieren.

Rohrleitungen sind zusammen mit Ventilen der kostenintensivste Bestandteil der Rohrleitungsplanung beim Anlagenbau (als Faustregel gilt: Rohrleitungen machen 5–7 % der gesamten Anlagenkosten aus, wobei Rohrleitungen ca. 60–70 % und Ventile 15–25 % dieser Kosten ausmachen). Diese Zahlen sind Durchschnittswerte aus der Öl- und Gasindustrie und beziehen sich auf Kohlenstoffstahl (das Gewicht von Rohrleitungen kann bei Edelstahl, Duplexstahl und Nickellegierungen höher sein).


Veröffentlichungsdatum: 11. April 2022